Time to change
Meine Tochter ist nun ein Teenie. Ihr Radius hat sich vergrößert, Kindergeburtstage sind den ersten Partys gewichen, die Uhrzeiten verschieben sich immer mehr bis in die Nacht. Ich beobachte mich selber, versuche den richtigen Grat zwischen Freiheit gewährend, Adleraugen & Vertrauen in sie und die Welt um sie herum zu finden. Aber dieser Grat ist schmal, meine Schritte auf ihm sind wacklig. Ich kann erst einschlafen, wenn ich sie wohlbehalten zu Hause weiß. Egal ob hier oder bei ihrem Dad. Auch meiner Mutter ging es so. Hingegen hat mein Vater sich von derlei Gedanken nicht stressen lassen und geschlafen wie ein Stein. Den Grund kenn ich nicht. Selbstverständlich redet er über so etwas nicht. Aber auch Milas Dad geht damit anders um. Sicherlich liegt es nicht an fehlender Liebe, aber woran liegt es? Ich habe schon oft darüber nachgedacht, ich bin mir sicher, dass viele Frauen diese Erfahrung teilen. Hier nun eine steile These.
Bist du jemals als Kind im Dunklen mit dem Fahrrad nach Hause gefahren, hast vorbeifahrende Autos beobachtet, ob sie zügig vorbeifahren oder langsamer werden? Bist du je von FreundInnen nach Hause gelaufen, hast gewartet, wenn vor dir ein Mann lief, bis der Abstand für dein kindliches Empfinden ausreichte? Bist du je mit dem Fahrrad aus dem Club nach Hause gefahren, musstest über einen Feldweg, hast das Licht gelöscht, um nicht von Weitem gesehen zu werden, falls jemand lauert? Hast du je deinen Schlüssel in die Faust genommen, wenn du abends aus der S-Bahn steigst? Bereits vorher Blickkontakt gemieden, um nicht zu riskieren, dass Höflichkeit mit Einladung verwechselt wird? Im Augenwinkel alle mitfahrenden Männer abgecheckt, notfalls gewartet oder dich besonders beeilt? Hast du je Kontaktdaten weitergegeben, Treffpunkt, Uhrzeit, bevor du auf ein Date gegangen bist? Zwischendurch eine Nachricht verschickt, dass alles okay ist? Was glaubst du, wie sich das anfühlt?
Ja Mann – ich meine dich.
Schätzungsweise nicht, oder?
Und ich glaube, genau das ist der Grund. Ihr Männer, Väter (Ausnahmen erhofft & erwünscht) seid euch der Gefahr, mit der wir Frauen aufwachsen, in keiner Weise bewusst. Time to change.